armenien

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Mein Großvater Antranig Minas Kavoukdjian überlebte 1915 den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich, studierte in Deutschland Landwirtschaft und baute im Auftrag der Dr. Lepsius Deutschen Orient-Mission bei Kessab in Syrien ein Waisenhaus auf: Kaja Punar. Dort wurde meine Mutter geboren, meine Großmutter Ruth begraben. 1939 fiel Kaja Punar an die Türkei. Der familiäre Hintergrund spielt in vielen meiner Arbeiten eine große Rolle.

 

ich heiße: ARAM beschreibt in einem fünf Meter langem Fries das Zickzack meines Vornamens, das Buchstabieren meiner Identität.

 

Beim Schlachter. Vier Elemente liegen wie zufällig hingeworfen. Eine Baumscheibe, ein Trieb oder Horn, ein umgestürzter Tisch, ein großer Block. Man kann auch eine Beinscheibe, ein liegendes -totes- Tier, ein (abgesägtes) Horn und ein großes Stück Fleisch darin sehen. Die Szene wirkt eingefroren, wie Pompeji. Etwas ist passiert, aber es ist still. Die völlige Stille nach dem Völkermord. Es ist keiner mehr da.

 

Sivas. Sivas ist der Heimatort meines Großvaters. Hier wuchs er auf, hier wurde seine gesamte Familie ermordet oder deportiert. Sivas zeigt eine leere, ruhige Fläche. Ihre Materialität erinnert an Knochen, Wachs, altes Tuch. Sie ist reich an Informationen und dennoch leer und still, beinahe religiös.

 

Amerika. Eine stark zerkratzte, schwarzgelbe Fläche erinnert an Asphalt und Straßenmarkierungen. Diese raue Wirklichkeit wird verdrängt durch ein makelloses Blau. Wie in einem Breitwandfilm führt es den Betrachter in eine eigene freie Welt. Amerika als Mythos und Fluchtpunkt für Verfolgte und Auswanderer.

ich heiße: ARAM. 1992. Holz, Lack. 475 x 74 x 5 cm

 

Beim Schlachter. 1989. Kastanienholz u.a.. 270 x 62 x 135 cm. Berlinische Galerie, Berlin

 

Sivas. 1993. Polyäthylen, Aluminium. 520 x 162 x 7 cm

 

Amerika. 1992. Polyvinylchlorid., Schichtstoffplatte u.a.. 475 x 87 x 11 cm

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